Podcastfolge #56 Vor Ort – gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt. Die Podcastserie von NSU Watch und VBRG e.V.
25 Jahre nach dem Wehrhahn-Anschlag
In unserer aktuellen Podcast-Folge 56 der Podcastserie mit NSU-Watch „Vor Ort – gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt“ sprechen wir über den rechtsterroristischen Anschlag am S-Bahnhof Wehrhahn in Düsseldorf.
29.07.2025
Am 27. Juli 2000 explodierte am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn eine ferngezündete Bombe. Zwölf Menschen wurden verletzt, eine schwangere Frau verlor ihr ungeborenes Kind. Alle Betroffenen kamen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Viele von ihnen waren Jüd*innen, sie waren auf dem Weg von einem Sprachkurs. Trotz frühzeitigem Verdacht auf ein rassistisches und antisemitisches Tatmotiv und umfangreicher Hinweise auf einen bekannten Neonazi aus der Region wurde die Tat nie aufgeklärt. Im Jahr 2018 wurde der Angeklagte freigesprochen.
Bis heute ist der Wehrhahn-Anschlag ein Beispiel für das institutionelle Versagen im Umgang mit rechtem Terror: Ermittlungen verliefen jahrelang im Sande, Hinweise von Betroffenen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen wurden nicht ernst genommen, zentrale Spuren versickerten. Erst mit großem zeitlichen Abstand wurde der Anschlag wieder öffentlich thematisiert,vor allem durch das Engagement von Überlebenden, Initiativen und Forschung.
In dieser Folge sprechen wir mit der Historikerin Anke Hoffstadt über die Tat, die Ermittlungen und den Prozess gegen Ralf S. Wir fragen, warum der Anschlag in der öffentlichen Erinnerung lange kaum eine Rolle spielte – und welche Bedeutung das Gedenken heute hat. Mit dem Antisemitismusforscher Gideon Botsch beleuchten wir die ideologischen Hintergründe des rechten Terrors, in den sich der Wehrhahn-Anschlag einreiht. Und die Psychologin Marina Chernivsky, Leiterin der Beratungsstelle OFEK, spricht über die langfristigen Folgen der Gewalt und der erlebten Straflosigkeit für Betroffene.
Der Podcast beruht auf einem Fachtag des „Kooperationsverbunds Opfer- und Betroffenenberatung“ (KOBB) anlässlich des 25. Jahrestags des Anschlags „Der Wehrhahn-Anschlag in Düsseldorf vor 25 Jahren Ein Fachtag zu Struktur und Wirkung von Rechtsterrorismus, Antisemitismus und anti-osteuropäischen Rassismus“ an der Hochschule Düsseldorf am 27. Juni 2025.
Anke Hoffstadt, Historikerin an der Forschungsstelle Rechtsextremismus und Neonazismus, beschreibt im Podcast, was an dem Tag passiert ist. Sie spricht auch über den Prozess, den es über ein Jahrzehnt später nach dem
Anschlag gegen einen bekannten Rechtsextremisten gegeben hat und über die
Auswirkungen der Straflosigkeit.
Gideon Botsch, Leitung der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle für Rechtsextremismus und Antisemitismus am Moses Mendelssohn
Zentrum, spricht über Antisemitismus als ein immer wieder vergessenes oder übersehenes Tatmotiv
im Rechtsterrorismus.
Marina Chernivsky, Psychologin und Geschäftsführerin von OFEK, das bundesweite Communitybasierte
Beratungsangebot für Betroffene von Antisemitismus.
Weblinks:
Back Up – Beratung für Opfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt in NRW
Jahresstatistik Rechte, rassistische und antisemitische Gewalt in NRW 2024
OFEK – Beratung bei antisemitischen Vorfällen und Übergriffen
Emil Julius Gumbel Forschungsstelle Antisemitismus und Rechtsextremismus
Bündnis Tag der Solidarität – Kein Schlussstrich Dortmund
Erinnerungsort Alter Schlachthof Düsseldorf
SABRA – Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit, Beratung bei Rassismus und Antisemitismus

Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben oder der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und Antirassismusbeauftragten der Bundesregierung dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autorinnen und Autoren die Verantwortung
VBRG