Pressemitteilung VBRG

Pressemitteilung: Mord an Samuel Kofi Yeboah in Saarlouis: Überlebende und Nebenkläger des rassistischen Brandanschlags von 1991 fordern Aufklärung

Berlin/Saarbrücken, den 17. September 2021

„30 Jahre nach dem Brandanschlag auf unser Haus höre ich immer noch die Schreie von Samuel Yeboah: Help me!“

Überlebende des rassistischen Brandanschlags vom 19.9.1991 in Saarlouis und ihre Nebenklagevertreter*innen fordern ein Ende der blockierten Aufklärung des Mordes an Samuel Kofi Yeboah und umfassende Akteneinsicht.

Die saarländische Landesregierung muss endlich das Leid der Hinterbliebenen und der Überlebenden des Brandanschlags vom 19.9.1991 in Saarlouis durch eine Billigkeitsentschädigung anerkennen.

Seit 30 Jahren warten die Familie von Samuel Kofi Yeboah und 18 Überlebende des rassistischen Brandanschlags auf eine Unterkunft für Geflüchtete am 19. September 1991 in Saarlouis (Saarland) darauf, dass mutmaßlich tatbeteiligte Neonazis endlich strafrechtlich zur Verantwortung gezogen und das Leid der Hinterbliebenen und Überlebenden anerkannt wird. „Ich höre immer noch die Schreie von Samuel Yeboah: help me“, sagt Abdul S. (Name geändert) im aktuellen Podcast „Vor Ort“ von VBRG e.V. und NSU Watch. „Die Polizei hat uns ein einziges Mal vernommen und uns behandelt, als wenn wir unser eigenes Haus angezündet hätten“, kritisiert Abdul S.. “Dass der Generalbundesanwalt vor einem Jahr neue Ermittlungen gestartet hat, habe ich aus den Medien erfahren.“ Er habe „keine Hoffnung mehr“, sagt Abdul S. , denn: „Niemand hat uns in den letzten 30 Jahren geholfen“.

Rechtsanwältin Kristin Pietrzyk (Jena) kritisiert, dass der Generalbundesanwalt weder die 18 Überlebenden des Brandanschlags über ihre Rechte als Nebenkläger informiert, noch den von ihr vertretenen Überlebenden bislang Akteneinsicht gewährt habe. „ Mit der Verweigerung der Akteneinsicht entsteht der Eindruck, der Generalbundesanwalt will vor allem verhindern, dass die Nebenkläger erfahren, wie wenig Mühe sich Polizei und Staatsanwaltschaft im Saarland in den vergangenen drei Jahrzehnten gegeben haben, um diese schwere Straftat aufzuklären und die Täter zur Verantwortung zu ziehen.“ Rechtsanwältin Pietrzyk betont: „Neonazistische Brandstifter und Bombenleger leben seit 30 Jahren straffrei im Saarland“. Sie verweist auf den ungesühnten Mord an Samuel Kofi Yeboah und den 18-fachen Mordversuch vom 19.9.1991 in Saarlouis, den Nagelbombenanschlag auf ein PDS-Büro im November 1990 und den Sprengstoffanschlag auf die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht“ im März 1999 in Saarbrücken.

„Die Straflosigkeit für schwerste Gewalttaten stellt eine andauernde Belastung für Überlebende wie Abdul S. dar“, betont Judith Porath, Vorstandsmitglied des VBRG e.V. und Geschäftsführerin der Opferperspektive e.V. „Die Überlebenden müssen damit rechnen, den Tätern und ihren Helfern jederzeit auf der Straße zu begegnen und erneut angegriffen zu werden.“ Umso wichtiger sei es, dass „die saarländische Landesregierung das Leid der Hinterbliebenen und Überlebenden endlich anerkennt und die materiellen und immateriellen Folgen der schweren Gewalttat durch eine Billigkeitsentschädigung abmildert und sich damit an Bundesländern wie Thüringen und Bayern orientiert“, betont Judith Porath.

Link zum Podcast: Folge #21 Vor Ort – gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt. Die Podcastserie von NSU Watch und VBRG e.V.

Kontakt für weitere Informationen:

Heike Kleffner, Geschäftsführerin VBRG e.V.: h.kleffner@verband-brg.de