Folge #34 Vor Ort – gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt. Die Podcastserie von NSU Watch und VBRG e.V.

Vor Ort #34 „Wie weiter im Neukölln-Komplex? Teil 1: Der Neukölln-Komplex vor Gericht“

mit Ferat Koçak, Mitglied des Abgeordnetenhauses Berlin (MdA), Heinz Ostermann, Betreiber der Buchhandlung Leporello in Rudow, Christiane Schott, langjährige Bewohner*in der Hufeisensiedlung in Neukölln und Engagierte in der Initiative „Basta!“ und Franziska Nedelmann, Rechtsanwält*in und Nebenklagevertreter*in.

Im Neukölln-Prozess waren zunächst fünf Neonazis angeklagt. Schon am ersten Prozesstag nahmen aber nur drei Neonazis auf der Anklagebank Platz: zwei Verfahren wurden abgetrennt. Übrig blieben Sebastian Thom, Tilo Paulenz und Samuel B. In der Anklage ging es auch um die Brandanschläge auf Ferat Koçak und Heinz Ostermann. Paulenz und Thom wurden bezüglich dieser Vorwürfe Anfang Februar 2023 freigesprochen. Die Nebenklage von Ferat Koçak bezeichnete das Verfahren als Farce.

Wir sprechen zunächst mit Ferat Koçak, Heinz Ostermann und Christiane Schott. Alle drei sind vom rechten Terror in Neukölln betroffen. Ferat Koçak ist Mitglied des Abgeordnetenhauses Berlin (MdA). Am 1. Februar 2018 überlebten er und seine Familie einen rechten Brandanschlag auf ihr Haus. Seitdem kämpft er um Aufklärung. Er war Mitglied im 1. Teil des Neukölln-Untersuchungsausschuss und Nebenkläger im Neukölln-Prozess. Heinz Ostermann betreibt die Buchhandlung Leporello in Rudow und wurde wiederholt zum Ziel rechter Gewalt. Auf seine Autos wurden 2016 und erneut 2018 Brandanschläge verübt. Er engagiert sich bei der Initiative „Rudow empört sich“. Christiane Schott war langjährige Bewohner*in der Hufeisensiedlung in Neukölln. Sie und ihre Familie wurden über zehn Jahre hinweg immer wieder von Neonazis terrorisiert. Ab 2011 wurden das Haus und die Autos der Familie angegriffen und beschmiert, Fenster wurden eingeworfen, der Briefkasten gesprengt. Sie engagiert sich unter anderem in der Initiative „Basta!“.

Wir sprechen außerdem mit Franziska Nedelmann, Rechtsanwält*in und Nebenklagevertreter*in von Ferat Koçak im Neukölln-Prozess über ihre rechtliche Einschätzung. Im Vorfeld des Prozesses musste sie einklagen, dass es diese Nebenklage im Prozess überhaupt gibt, weil das Gericht dies zunächst ablehnte.

Im Mittelpunkt der Podcastserie „Vor Ort“ stehen Analysen, Beispiele und Hintergründe dazu, wie Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt den Alltag vieler Menschen beeinträchtigen und beeinflussen. Und natürlich die Frage der Solidarität.

Links und Literaturtipps zum Podcast

Erklärung der Nebenklage im Neukölln-Prozess: „Dieses Gerichtsverfahren war von Beginn an eine Farce und zum Scheitern verurteilt“ – Freispruch im Neukölln-Prozess, Bewertung der Nebenklage

Initiative „Rudow empört sich“

Initiative Neukölln-Watch

MBR Berlin

Berliner Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt: Reach Out

Beobachtung des Neukölln-Untersuchungsausschuss durch NSU-Watch

Gutachten für Untersuchungs-Ausschuss zu Neuköllner Anschlagsserie

Artikel: Gemächliche Untersuchung: Der Berliner Ausschuss zum Neukölln-Komplex

„Wir gehen davon aus, dass die starke zivilgesellschaftliche und antifaschistische Präsenz in der Stadt der Szene kaum andere Optionen lässt, als sich am politischen Gegner abzuarbeiten.“ – Interview zum Neukölln-Komplex mit Bianca Klose (MBR Berlin)

Podcast: Aufklärung und Konsequenzen? Hanau, Berlin-Neukölln, NSU-Komplex und Halle: Parlamentarische Untersuchungsausschüsse im Kontext von Antisemitismus, Rassismus und Rechtsterrorismus

Podcast: NSU-Watch: Aufklären & Einmischen #53. Vor Ort mit Ferat Kocak, Ariba e.V. und OPRA. Gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt in Berlin. Schwerpunkt: Rechter Terror in Neukölln.

Initiative Neukölln-Watch
Offener Brief I: Die Öffentlichkeit im Neukölln-Untersuchungsausschuss muss hergestellt werden!

Artikel: Der Untersuchungsausschuss zum Neukölln-Komplex muss sich der Geschichte rechten Terrors in Berlin stellen

„Auf gutem Kurs“ sind wir erst, wenn wir sehen können, wo es lang geht! – 2. Offener Brief zum „Neukölln“-Untersuchungsausschuss

VBRG Opferhilfefonds für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt: Opferhilfefonds