Beratung für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Qualitätsstandards für eine professionelle Beratung.
Das Netzwerk der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Deutschland hat Qualitätsstandards für die Arbeit der Beratungsstellen entwickelt. Dabei wurde es vom Deutschen Jugendinstitut DJI wissenschaftlich begleitet.
Die Beratungsstellen für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt haben sich seit über zehn Jahren in professioneller Weise der Opferperspektive verpflichtet. Ihr Fachwissen und ihre Beratungskompetenz findet in den Qualitätsstandards Ausdruck. Das Grundlagenpapier definiert die Spezifik rechter Gewalt, beschreibt die Ziele und Arbeitsprinzipien der Beratungsprojekte und beleuchtet deren Schlüsselprozesse. Es stellt dar, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um die unverzichtbare Arbeit der Beratungsstellen perspektivisch zu sichern und in allen Bundesländern flächendeckend aufbauen zu können. Die Qualitätsstandards sind für alle bereits bestehenden Beratungsstellen handlungsleitend. Projekten, die in Zukunft entstehen werden, erleichtern die Standards den Einstieg in die spezifische Arbeit mit Betroffenen rechter Gewalt.
Die Qualitätsstandards basieren auf vorherigen Ausarbeitungen des ostdeutschlandweiten Zusammenschlusses der Beratungsstellen. Sie wurden von einer Arbeitsgruppe innerhalb der bundesweiten Vernetzung der Beratungsstellen erarbeitet und von Vertreter_innen der Projekte aus Ost- und Westdeutschland im Beisein der wissenschaftlichen Begleitung durch das Deutsche Jugendinstitut ausführlich diskutiert, überarbeitet und Anfang Mai 2014 von allen Unterzeichner_innen verabschiedet. Zu den Erstunterzeichnern der Beratungsstandards gehören Projekte aus Bayern, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, Baden-Württemberg sowie Schleswig-Holstein.
Aus der Einleitung: „Rechte Gewalt ist in der Bundesrepublik Deutschland ein Problem von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Zehntausende solcher Gewalttaten seit der Wiedervereinigung – darunter mindestens 169 Tötungen – zeigen, dass es sich um ein andauerndes Phänomen handelt, welchem effektiv nicht mit kurzfristigen Maßnahmen begegnet werden kann. Einen angemessenen Umgang mit dieser Gewalt zu finden, sie zu bekämpfen und die Betroffenen konsequent zu unterstützen, kann nur als gesamtgesellschaftliche Querschnittsleistung gelingen. Grundlage erfolgreicher Gegenmaßnahmen sind professionelles Know-how und eine Ausstattung mit entsprechenden Ressourcen. Eine Zentrierung der Maßnahmen auf die Täter_innenseite – sei es durch Sozialarbeit, Pädagogik, Politik oder Repression – ist verfehlt. Die Tatfolgen für die Betroffenen, ihre Lebenssituation und ihre Bedürfnisse müssen in der Perspektive auf das Problemfeld eine zentrale Rolle spielen.“
Diese 28-seitige Broschüre „Beratung für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Deutschland – Qualitätsstandards für eine profesionelle Unterstützung“ ist im Jahr 2015 in zweiter Auflage erschienen.