Studie „Gut vernetzt – Eine Bestandsanalyse von Online-Beratung für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt sowie von Diskriminierung“
Trotz der großen Einschränkungen des öffentlichen Lebens während der Corona-Pandemie, registrierten die fachspezifischen Gewaltopferberatungsstellen in den Jahren 2020 und 2021 mehr als zweitausend rechts, rassistisch und antisemitisch motivierte Angriffe und 20 Todesopfer. Gleichzeitig war der Zugang zu Hilfsangeboten für die Betroffenen pandemiebedingt erschwert – diese wurden verstärkt in den digitalen Raum verlegt.
Der vorliegende Bericht zieht eine erste Bilanz über die Erfahrungen bei der Etablierung von Online-Beratungsangeboten für Betroffene rechter, rassistisch und antisemitisch motivierter Gewalt. Die Ergebnisse beruhen auf einer viermonatigen, explorativ angelegten Studie, die vom Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) in enger Zusammenarbeit mit dem Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemischer Gewalt (VBRG) durchgeführt wurde. Die Datengrundlage bilden qualitative, leitfadengestützte Hintergrundgespräche sowie eine Online-Befragung im Oktober/November 2022 (n=99), die sich an Personen richtete, die bei Gewalt und Diskriminierung im Kontext von Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus beratend tätig waren.
Neben der Frage, was unter Online-Beratung in diesem fachspezifischen Kontext verstanden werden kann, widmet sich der Bericht im Hauptteil den drei Kernfragen, a) was es bereits gibt, b) was das in der Beratung verändert und c) was es braucht, um Online-Beratung weiter auszubauen und zu verbessern.
Dabei wird in der Studie sehr deutlich: Seit Beginn der Pandemie werden in der fachspezifischen Gewaltopferberatung häufiger Online-Tools bei der Beratung eingesetzt als in anderen Beratungskontexten. Jedoch: Aufsuchende Beratung mit Face-to-Face Kontakten zwischen Ratsuchenden und Berater*innen ist und bleibt der wichtigste Bestandteil der Beratung von Betroffenen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt.