Beratung für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Qualitätsstandards für eine professionelle Beratung.

Das Netzwerk der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Deutschland hat aktualisierte Qualitätsstandards für die Arbeit der Beratungsstellen entwickelt. Diese basieren auf den Erfahrungen der bisherigen Qualitätsstandards, die erstmals 2014 erschienen sind.

Mit der vorliegenden aktualisierten Fassung werden nun die Praxiserfahrungen aus mittlerweile mehr als zwei Jahrzehnten spezialisierter Gewaltopferberatung im Kontext von Rassismus, Antisemitismus und rechter Gewalt reflektiert.

Aus der Einleitung: „Rechte Gewalt ist in der Bundesrepublik Deutschland ein Problem von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Zehntausende solcher Gewalttaten seit der Wiedervereinigung – darunter mindestens 169 Tötungen – zeigen, dass es sich um ein andauerndes Phänomen handelt, welchem effektiv nicht mit kurzfristigen Maßnahmen begegnet werden kann. Einen angemessenen Umgang mit dieser Gewalt zu finden, sie zu bekämpfen und die Betroffenen konsequent zu unterstützen, kann nur als gesamtgesellschaftliche Querschnittsleistung gelingen. Grundlage erfolgreicher Gegenmaßnahmen sind professionelles Know-how und eine Ausstattung mit entsprechenden Ressourcen. Eine Zentrierung der Maßnahmen auf die Täter*innenseite – sei es durch Sozialarbeit, Pädagogik, Politik oder Repression – ist verfehlt. Die Tatfolgen für die Betroffenen, ihre Lebenssituation und ihre Bedürfnisse müssen in der Perspektive auf das Problemfeld eine zentrale Rolle spielen.“

Mit den vorliegenden erweiterten und überarbeiteten Qualitätsstandards soll ein Beitrag zur weiteren Qualitätsentwicklung und -sicherung geleistet werden. Gleichzeitig sollen die Erfahrungen aus den sich verändernden Beratungsfeldern und -anfragen reflektiert und für Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen der Sozialen Arbeit ebenso wie für Kooperationspartner*innen zugänglich gemacht werden.

Dabei sind die beschriebenen Standards als handlungsleitend zu verstehen: Alle Beratungsstellen sind verpflichtet, sich für eine Umsetzung dieser Qualitätsstandards einzusetzen. Eine adäquate, kontinuierliche Finanzierung statt der andauernden projekthaften Förderung ist im Einklang mit der EU-Opferschutzrichtlinie die notwendige Voraussetzung für die Arbeit der Opferberatungsstellen. Dazu gehört, dass die staatlichen Geldgeber in Anbetracht der anhaltenden Zuspitzung von rechten, rassistischen und antisemitischen Diskursen und Realitäten entsprechende finanzielle Ressourcen zur Verfügung stellen, sodass allen fachspezifischen Gewaltopferberatungsstellen die Umsetzung der Qualitätsstandards – auch unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Evaluation des Deutschen Jugendinstituts – langfristig möglich ist.

Diese 36-seitige Broschüre „Beratung für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Deutschland – Qualitätsstandards für eine profesionelle Beratung“ ist im Jahr 2024 erschienen.